Käse mit Beigeschmack
Es ist diese eine Frage, die mich bei der veganen Ernährung vor allem beschäftigt: Werde ich es schaffen, auf Käse zu verzichten? Mit Fleisch habe ich weniger ein Problem, Mandelmilch ist lecker und mit Soja-Joghurt kann ich mich sicher nach und nach auch anfreunden. Aber was ist mit Feta? Roquefort? Parmesan? Wenn es rein um den Geschmack geht, esse ich das alles nach wie vor wahnsinnig gerne. Aber was ist mit der Ethik? Seit ich mich intensiver damit beschäftigt habe, wie Milch produziert wird, hat Käse einen faden Beigeschmack. Also her mit den Käsealternativen!
Auf Käse könnte ich nie verzichten!
Nicht alles, was gelb ist, ist Käse!
Auf der Messe Veganfach habe ich mich mit Käsealternativen eingedeckt. Verschiedene Sorten von Happy Cheeze und Wilmersburger. Vor allem der von Wilmersburger sieht aus wie herkömmlicher Scheibenkäse. Auch von der Konsistenz ist er sehr ähnlich. Ich vermisse aber den herzhaften, typischen Käsegeschmack. Die beiden Sorten von Happy Cheeze sind lecker, aber auch hier wieder: Als Fan von Roquefort, Parmesan oder Bergkäse fehlt mir einfach was. Aber wie wäre es eigentlich, wenn ich nie was anderes kennen gelernt hätte? Wenn ich statt Käse aus Kuh-, Schaf- oder Ziegenmilch immer die Produkte aus Cashews oder Kokosöl oder Tofu gegessen hätte? Dann würde ich ja nichts vermissen.
Des Menschen Freud, der Kühe Leid
Ich muss gestehen, dass ich lange Zeit überhaupt nicht darüber nachgedacht habe, wo die Milch eigentlich herkommt, bevor sie in den verschiedensten Formen als Quark, Käse oder Brotaufstrich bei mir um die Ecke im Supermarkt landet. Bis zu einem prägenden Erlebnis vor sechs Jahren: Einem Besuch auf Hof Butenland. Der Hof ist ein Paradies für Tiere, denen Menschen in ihrem Leben ziemlich zugesetzt haben. Unter anderem auch für Milchkühe, die vor dem Schlachter gerettet wurden. Wie zum Beispiel Gisela. Gisela war damals fast 19 Jahre alt, hatte in ihrem Leben 14 Kälber geboren und mehr als 100.000 Liter Milch gegeben. Ich werde den Anblick der graubraunen Kuh mit dem weißen Gesicht nicht vergessen: sie war ausgemergelt, ihr ausgemolkener Euter hing fast bis zum Boden, ihre Beckenknochen stachen heraus und sie war auf einem Auge blind – vermutlich eine Verletzung durch Prügel. Alles, was wir Menschen Tieren in der Massentierhaltung antun, vereinte sie sinnbildlich in ihrem geschundenen Körper. Wenigstens die letzten zwei Jahre ihres Lebens durfte sie auf Hof Butenland in Freiheit auf einer Wiese mit anderen Kühen verbringen. Als Milchkuh wäre sie in ihrem Zustand eigentlich beim Schlachter gelandet.
Milch für Kälber statt für Käse
Eine Kuh gibt nur Milch, wenn ein Kälbchen geboren wurde. Die Kälber bekommen davon aber kaum etwas ab, schon wenige Tage nach der Geburt werden sie von ihren Müttern getrennt. Und wer einmal gehört hat, wie eine Kuh nach ihrem Kälbchen schreit, weiß, dass natürlich auch Kühe eine enge Bindung zu ihren Kälbern haben. Die Milchleistung einer Kuh steigt nach der Geburt erstmal stark an und bleibt gut zwei Monate auf hohem Niveau. Damit sie kontinuierlich Milch gibt, wird eine Hochleistungskuh zwei bis drei Monate nach dem Kalben wieder künstlich besamt. Etwa neun Monate lang entsteht dann ein neues Leben im Bauch der Kuh, während sie noch auf Hochtouren Milch für das schon geborene Kälbchen produziert. Meistens wird dann für kurze Zeit das Euter geschont, bis nach der Geburt des nächsten Kälbchens die Milch wieder reichhaltig sprudelt. Bis zur nächsten künstlichen Befruchtung. Und immer so weiter, bis der Körper der Kuh ausgebeutet ist. Die meisten dieser „Turbokühe“ machen das vielleicht drei, vier Jahre mit. Dann landen sie beim Schlachter und eine neue, junge Kuh übernimmt ihren Platz im Milchkreislauf. Damit ich Roquefort, Parmesan oder Feta genießen kann. Kann ich auch anders?
Selbst ist die Käse-Frau
Da die Käsealternativen zum Teil auch relativ teuer sind und auch noch nicht unbedingt meinem Geschmack entsprechen, stelle ich mich selbst in die Küche und probiere rum. Im Netz suche ich mir Rezepte für veganen Käse und entscheide mich erstmal für zwei einfache Varianten, die ich entsprechend meiner Gewürz-Vorliebe abändere. Es gibt veganen Feta und veganen Streichkäse. Bevor ich loslegen kann, steht ein Besuch im Bio-Laden an. Denn weder Johannisbrotkernmehl noch Hefeflocken gehörten bisher zur Grundausstattung meiner Küche. Und ich bin kurz geschockt, wie teuer das kleine Glas und die Dose sind. Dafür reicht es aber auch für ganz viel selbstgemachten veganen Käse. In meinem Einkaufswagen landen außerdem Tofu, Sojamilch, frischer Knoblauch und jede Menge Gewürze. Zuhause angekommen brauche ich erstmal nur meinen Mixer. Tofu, Öl, Sojamilch, Johannisbrotkernmehl und Hefeflocken werden zusammmengeworfen und gewürzt, mit Salz und in meinem Fall mit scharfem Paprikapulver und ein bisschen Muskat. Kurz auf den Knopf gedrückt und schon hab ich eine beige Masse, die zwar nicht im Geringsten an Frischkäse erinnert aber sehr lecker schmeckt.
Anders bedeutet nicht unbedingt schlechter
Auch der vegane Feta-Ersatz ist schnell gemacht. Den gewürfelten Tofu lasse ich kurz in heißem Wasser ziehen, dass ich vorher kurz habe aufkochen lassen. In der Zeit kann ich die Marinade anrühren: Öl, Kräuter nach Geschmack, Tofu und ein paar Spritzer frischer Zitronsaft. Den gekochten Tofu schwenke ich in der Marinade, lasse ihn abkühlen und bin überrascht: Bisher war ich wirklich kein Fan von Tofu, aber mit der Marinade ist er wirklich lecker. Und durch die leichte Säure des Zitronensafts und das Salz in der Marina erinner er tatsächlich leicht an Feta. Ein paar Tage halten sich die veganen Käse-Alternativen im Kühlschrank, dann muss ich neu produzieren.
Meine Küche wird zum Käse-Labor
Jetzt hab ich richtig Lust, auszuprobieren. Nächstes Projekt: Parmesam-Ersatz für meine Spaghetti Aglio e Olio. Dafür röste ich Pinienkerne, hacke sie mit der Küchenmaschine ganz klein und mische sie dann mit Semmelbrösel und Hefeflocken. Ein bisschen trocken das Ganze, aber schön würzig und auch nicht schlechter, als der Krümelparmesan aus der Dose. Frisch geriebenen Parmesan kann die Mischung aber nicht ersetzen. Erstes Fazit: Käse ist Käse und Tofu ist Tofu. Es ist wirklich schwierig, den Geschmack eines gereiften Käses zu imitieren. Aber leckeren Aufstrich, Aufschnitt-Scheiben und sogar Schmelzkäse-Alternativen für Pizza kann man durchaus zuhause in der Küche zaubern. Ich werde den Monat nutzen, um mich durch die verschiedensten Rezepte durch zu probieren. Meine Top 5 gibt’s dann am Ende unseres veganen Monats.
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Die Grünköpfe


Wir sind Journalistinnen, Bloggerinnen, Sportlerinnen, Freundinnen. Und wir möchten nicht mehr auf Kosten der Umwelt leben. Aber geht das überhaupt? Was können wir tun? Wie können wir Umwelt und Umfeld schützen und was Gutes tun? Wie schwer ist es auf gewisse Dinge zu verzichten?
Keine Milch – für die Gesundheit der Kühe, der Menschen und der Erde:
Gründe, Milch zu trinken, gibt es – außer der „Gewohnheit“ – keine. Gründe, es nicht zu tun, dagegen viele: die Gesundheit der Kühe, die Gesundheit der Menschen und die Gesundheit der Erde. Die Kuh und damit die Milch ist einer der größten Verursacher klimaschädlicher Gase. Für die menschliche Gesundheit ist der Konsum von Milch und Milchprodukten eher abträglich und nicht notwendig. Für die Kühe ist es ein jahrelanges, unnötiges Martyrium für einen vermeintlichen Luxus auf dem menschlichen Speiseplan. „Und wie ist das jetzt mit dem Kalzium?“ Tatsächlich enthalten die pflanzlichen Milchalternativen genau so viel Kalzium wie „echte“ Milch.
Danke für deine Ergänzungen zu unserem Artikel! Ich denke auch, dass es viel mit „Gewohnheit“ zu tun hat!
Hätte ich nicht besser schreiben können!! So ist es!
Hallo! Ich habe von eurem Projekt bei Leonardo gehört und war sofort begeistert und verfolge nun eure Erfahrungen und Tipps – sehr spannend!
Ich ernähere mich soweit vegan und habe für mich nach all der Ersatzprodukt-Welle, die einem nun unter dem Stichwort ‚vegan‘ angedreht wird und maßlos überteuert ist und als günstige Entsorgungsmöglichkeit genutzt wird, für mich entschieden, dass ich KEINEN Ersatz brauche! Ich entscheide mich dafür, auf tierische Produkte zu verzichten und dann tue ich es auch konsequent, ohne zu versuchen durch Ersatzprodukte, die so aussehen wie tierische Gerichte/ Lebensmittel meine Entscheidung irgendwie doch nicht so richtig zu treffen und sich irgendwie selbst zu betuppen! Da rege ich mich auch immer ein bißchen auf, wenn es heißt, ’so ne Tofu-Wurst schmeckt nicht wie ne echte Wurst!, da esse ich lieber richtiges Fleisch’… Nein natürlich schmecken Ersatzprodukte nicht, wie tierische Lebensmittel, es ist auch keine Wurst und soll es ja auch nicht sein! Meiner Meinung müssten auch nicht einmal alle Menschen vegan leben, wem es nicht um das Tierwohl geht und die vielen anderen guten Gründen vegan zu leben, es geht um den unermesslichen Konsum von tierischen Lebensmitteln und Ressourcen zu sparen! Auch das Argument, ich mag kein Soja und dann bleibt für eine vegane Ernährung ja nichts übrig – Falsch! Ich mag auch kein Soja und kaufe ganz unkompliziert im Supermarkt Hafermilch oder Hafer-Cousine…
Ich wünsche euch viel Spaß und Freude bei eurem Projekt und ich bin großer Fan!
Liebe Grüße Katharina
Hallo Katharina,
wie schön dass du begeistert bist – wir freuen uns, uns mit dir auszutauschen. Am Anfang ist es für die Umstellung natürlich hilfreich, wenn man Produkte hat, auf die man als alternative zurückgreifen kann. Aber ich (caro) merke schon nach der ersten Woche: Wenn ich mich nur noch von Ersatzprodukten ernähre, wird meine Ernährung ganz schön einseitig und ungesund. Trotzdem war es in den ersten Tagen natürlich spannend, auszupobieren, was es alles gibt und wie das so schmeckt 🙂 In Woche zwei werde ich mal mein tolles neues Kochbuch ausprobieren! ich glaube auch nicht, dass wir alle vegan leben müssten – ich denke, dass es uns und unserer Welt gut tun würde, wenn wir uns alle mal wieder ein bisschen zurückhalten würden. Einmal pro Woche Fleisch wäre ja für viele vielleicht eine Alternative. Für mich ist allerdings jetzt schon denkbar, dass ich auch nach unserem Testmonat zumindest weiter vegetarisch lebe!
Liebe Grüße,
Caro
Was mich in dem Zusammenhang noch interessieren würde, wäre eine kritische Auseinandersetzung mit Soja! Durch die enthaltenen Phytoöstrogene wird bei vermehrtem Konsum nämlich der Hormonhaushalt beeinflusst. Das wird er natürlich durch den Konsum tierischer Produkte ebenfalls, aber es geht ja bei der veganen Ernährung nicht nur um ethische, sondern eben auch um gesundheitliche Aspekte.
Tolles projekt, viel erfolg!
Soja wird auf jeden Fall noch ein Thema für uns. Danke für deine Anregung, das Thema Hormone und Soja wird ja viel diskutiert. Interessant ist, dass das bei Fleisch zumindest gefühlt viel seltener hinterfragt wird! Und in der Tiermast werden ja auch Hormone eingesetzt!
klar! nur wenn ich aus gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichte, muss ich mir das ja nicht pflanzlich reinholen. auch wenn ich nicht vegan lebe, ernähre ich mich vorwiegend pflanzlich – soja gibt es in meinem Speiseplan nicht, aus genannten Gründen. Und dann wird es doch wiederum etwas schwieriger mit der Nahrungszubereitung..
Worauf genau beziehst du dich denn jetzt? Auf die von Natur aus in Soja enthaltenen Isoflavone? Es gibt inzwischen viele Studien, die die Harvard-Studie widerlegen! Und im asiatischen Raum wird ja extrem viel Soja kosumiert, dort gibt es aber zum Beispiel keine höheren Raten von Unfruchtbarkeit bei Männern!